Warum werden Kinder Pflegekinder?

Die Trennung von der Herkunftsfamilie entsteht häufig durch deren eigene Not oder durch akute Belastungen. Wer selbst keine Erziehung/Sicherheit und Rückhalt erlebt hat kann dies auch wenig oder schlecht weitergeben bzw. gedeihlich erziehen.
Wenn das Kindeswohl gefährdet ist, wird das Kind aus der Familie heraus genommen. Dies kann sowohl freiwillig oder aber auch per Gerichtsbeschluss erfolgen.

Wenn Eltern bei der Erziehung eines Kindes auf fremde Hilfe angewiesen sind, dann kann in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt eine Pflegeunterbringung erfolgen. Es gibt viele verschiedene Gründe, die dazu führen können, dass Eltern vorübergehend oder auch dauerhaft nicht in der Lage sind ihren Kindern die Fürsorge und Förderung zu geben, welche sie für eine gesunde Entwicklung benötigen.

Die wesentlichen Gründe für eine Pflegeunterbringung sind:
• Überlastung / Überforderung 
• psychische Erkrankung
• schwerwiegende Partnerkonflikte 
• Erziehungsunfähigkeit
• Drogenabhängigkeit 
• Kindesmisshandlung
• Obdachlosigkeit
• sexueller Missbrauch
• Kur- oder Krankenhausaufenthalt 
• Langzeittherapie

Welche Vergangenheit haben Pflegekinder?

Pflegekinder kommen oftmals aus hoch belasteten Familienverhältnissen. Die Kinder werden in einer Pflegefamilie untergebracht, weil sie zu Hause aus verschiedenen Gründen nicht bleiben können. Verwahrlosung, körperlich und seelisch, Misshandlung, Übergriffe, Sucht oder psychischen Krankheiten der Eltern können die Ursachen sein. Wenn das Kindeswohl gefährdet ist, wird das Kind aus der Familie genommen. Wenn möglich freiwillig, ansonsten per Gerichtsbeschluss.
Somit bringt jedes Pflegekind seinen eigenen „Rucksack“, gefüllt mit diversen, unterschiedlich gelagerten Erfahrungen mit.

Welche Besonderheiten bringt das Pflegekind mit sich?

Ein Kind bringt immer seinen „Rucksack“ mit. Dieser ist gefüllt mit diversen Erfahrungen, egal ob positiv oder negativ. Der Rucksack kommt mit in die neue Familie. Es kann nicht vorhergesagt werden wann das Kind bereit ist seinen Rucksack zu öffnen und welche Auffälligkeiten zum Vorschein kommen. Ist zum Beispiel die Herkunftsfamilie dem Jugendamt bereits bekannt, können Informationen über Defizite des Kindes gegeben werden.

Wie verhalten sich Pflegekinder?

Das Verhalten von Pflegekindern kann sehr vielfältig sein. Pflegekinder können anfangs teilweise vordergründig angepasst sein und es kann einige Zeit dauern, bis sie ihren „Rucksack“ öffnen. Verhaltensweise und Störungsbilder können nicht pauschal beschrieben werden, da Pflegekinder sehr individuell und je nach Vorerfahrungen agieren. Mögliche Verhaltensmuster können beispielsweise: Lügen, Stehlen, aggressives Verhalten, vermeiden von Körperhygiene oder ähnliches sein. Pflegekinder zeigen oftmals Distanzlosigkeit, da sie bislang keine konstant verfügbare Bindungsperson hatten.
Im Alltag brauchen Pflegekinder klare Regeln Grenzen und Strukturen sowie viel Durchhaltevermögen der Pflegeeltern um gezeigte Verhaltensweisen langfristig verändern zu können.

Muss ich dem Kind sagen, dass es ein Pflegekind ist?

Ein Kind muss mit dem Wissen aufwachsen, ein Pflegekind zu sein. Dadurch kann ein natürlicher, selbstverständlicher Umgang mit dieser besonderen Situation erlernt werden. Je früher und je offener Pflegeeltern mit diesem Thema umgehen, desto besser kann das Kind diese Information verarbeiten. Dadurch kann eine gesunde Identitätsentwicklung gewährleistet werden. Je entspannter Pflegeeltern im Kontakt mit der Herkunft sind und über leibliche Eltern sprechen, desto leichter ist es auch für das Pflegekind.

Pflegekinder haben bei den Pflegeeltern eine sichere Basis. Es ist ein Zeichen des Vertrauens, wenn Pflegeeltern mit den Kindern offen über die Herkunft sprechen. Ausgehend von dieser sicheren Basis kann sich das Kind offen mit dem Thema Herkunft auseinander setzen ohne so stark verunsichert zu werden und den Halt zu verlieren, da es den guten Ausgangspunkt hat.
Pflegekinder haben das Recht zu erfahren wo ihre Wurzeln liegen. Eine Lebenslüge aufzubauen ist absolut kontraproduktiv.

Wie viele Infos erhalte ich über die Herkunftsfamilie?

So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
„− die Gründe für die Inpflegegabe,
− den festgestellten Hilfebedarf,
− die Lebensgeschichte der Eltern,[nur soweit sie das Kind betrifft]
− die Biografie des Kindes, insbesondere erlebte Beziehungsabbrüche und ihre Ursachen,
− die Geschwisterreihe,
− den Erziehungsstil der Herkunftsfamilie […]
− den Entwicklungsstand und die Fähigkeiten und Stärken des Kindes,
− (eventuell bestehende) gesundheitliche Probleme, Behinderungen, Schulschwierigkeiten,
− Verhaltensauffälligkeiten, Prognosen zu deren Veränderbarkeit sowie begonnene bzw. vorgesehene Maßnahmen zur Förderung und Therapie des Kindes,
− Bedingungen, die Voraussetzung für eine Rückkehr des Kindes zu seiner Herkunftsfamilie sind.“
(Bayerisches Landesjugendamt S.5, online im Internet http://www.blja.bayern.de/imperia/md/content/blvf/bayerlandesjugendamt/bf_kapitel_06.pdf Stand 13.06.2016)

Wie alt wird unser Pflegekind sein?

Ein Pflegekind wird in der Regel nie älter als die eigenen Kinder sein. Es wird versucht eine natürliche Geschwisterstruktur beizubehalten. Im Bewerberprozess versucht der Pflegekinderdienst gemeinsam mit Ihnen zu klären, in welcher Altersgruppe sie sich vorstellen könnten ein Pflegekind bei sich aufzunehmen. In der Regel sind Pflegekinder zwischen 0 und etwa 6 Jahre alt. Zum Teil brauchen auch ältere Kinder für kurze oder auch längere Zeit ein neues zu Hause.

Was für ein Pflegekind bekommen wir?

Es ist wichtig, Sie und Ihre Familie im Überprüfungsprozess möglichst gut kennen zu lernen. Ihre individuellen Ressourcen aber auch Grenzen zu erfahren, denn dieses Wissen trägt wesentlich zum Entscheidungsprozess bei, um den geeigneten Platz für ein Kind zu finden. Bitte scheuen Sie sich deshalb nicht davor uns mitzuteilen, in welchen Fällen Sie sich persönlich überlastet sehen würden oder wo Ihre persönlichen Grenzen liegen. (z.B. Gewalterfahrungen, Sucht, o.ä.) Nur so können Entscheidungen zum Wohle Ihrer Familie und auch zum Wohle des Kindes getroffen werden.

Haben Sie Fragen?

Gerne beantworten wir Ihre Fragen zum Thema Pflegekinder in einem persönlichen Gespräch.

Tel. 0871 408-4952

pflegekinder@landkreis-landshut.de

 

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